Lebenszeichen 2

Colonia del Sacramento -> Montevideo -> Punta del Este -> Valizas -> Punta del Diablo -> El Chorro -> Piriápolis -> Montevideo // 12.01. – 26.01.2017

¡Hola! aus Uruguay.

Von Buenos Aires ging es am 12.01. mit der Fähre nach Uruguay und mit dem örtlichen Personennahundfernverkehr (Bus) immer entlang der Küste.

Montevideo – die Hauptstadt.
Ein klarer Fall von „so richtig schön is anders“ (rein subjektive Meinung natürlich).

Was darüber hinaus die allgemeine Sicherheit betrifft, da bin ich mir unsicher. Die sich am Stadtrand befindenden und durch übermäßigen Gebrauch von Stacheldraht gesicherten Häuser lassen da auch kein positives Gefühl in diesem Zusammenhang aufkommen. Wenn jemand sein Eigenheim sichert wie eine US-Militärbasis in Afghanistan, dann hat das sicher keine ästhetischen Gründe…oder dieser Wohntrend ist einfach an mir vorbeigegangen. Aus eigener Erfahrung können wir jedenfalls sagen, dass man genau darauf achten sollte, in welche Straße man zu Fuß einbiegt. Vernachlässigt man diese Sicherheitsvorkehrung, kann es plötzlich ungemütlich werden. So muss es sich dann wohl anfühlen, wenn man einen Club betritt, die Musik urplötzlich verstummt und man von allen Seiten angestarrt wird. Kurz gesagt: Sofort als unwissende Touristen identifizierbare Personen haben eine schlechte Gegend betreten. In solchen Fällen bitte umgehend wieder eine für das weitere Leben zuträglichere Straße aufsuchen – und zwar nach Möglichkeit im Laufschritt. Eine etwaige kurze Verfolgung unter Beteiligung von kriminellen Aufsomenschenwieeuchhabenwirgewartet lässt sich übrigens durch das plötzliche Hineinstürmen in eine Bar beenden. Außerplanmäßiger Halt in der Bar für Drinks – 12 EUR. Seine Wertsachen behalten dürfen – unbezahlbar.

Gut gewohnt – ist halb gewonnen. Hinsichtlich der Unterkünfte auf so einer Reise gibt es durchaus kleine, aber feine Unterschiede. Geht man z.B. lieber aufs südamerikanisch Bahnhofsklo, anstatt in seiner Unterkunft, dann wohnt man in einem Hostel.

Eine gewisse Niveauflexibilität sollte man auf Reisen durchaus mitbringen, um derart…nennen wir es „individuelle“ Wohnquartiere ohne Dauergänsehaut zu überstehen. Und das ganze schwarze in der Dusche ist immer Schimmel. Ich empfehle im Hostel übrigens 8-Bett Zimmer mit Mitbewohnern, die erst dann das Zimmer zum feiern verlassen, wenn man selbst zum Schlafen ins Bett geht. Wenn man sich bis dahin noch nicht alt gefühlt hat, spätestens dann ist es so weit. Aber wenn man „Glück“ hat (und das hatten wir immer), dann findet die Party direkt vor dem Fenster des eigenen Zimmers statt , wodurch man ja doch noch irgendwie mit dabei ist. Faszinierend ist auch das sog. Klamotten-Bomben-Phänomen. Wikipedia schreibt bzw. sollte dazu schreiben: Kommt ein/e Hostelbewohner/in Nachts in sein/ihr Zimmer, dann gibt es eine nach heutigem Stand der Wissenschaft unerklärliche Explosion, die ihm/ihr die am Körper befindlichen Klamotten vom Leib sprengt und diese mit einer ungleichmäßigen Streuung auf dem Boden verteilt. In der Folge kommt es zur Problematik der Klamottenvermischung. Wer sich nach einem solchen Ereignis am nächsten Tag dann noch mit seinem eigenen T-Shirt präsentieren kann, ist der einäugige unter den Blinden. Trotz dieser vielversprechenden Forschungsthematik war unsere bisherige Lieblingsunterkunft die Kombination aus 60% Cannabis-Plantage und 40% zusammengebasteltes Altholz-Haus in den Dünen direkt am Strand.



In Südamerika übernachtet man eben noch beim freundlichen Cannabis-Unternehmer und seiner Familie. Sehr nette Menschen übrigens…und aus unerfindlichen Gründen den ganzen Tag über total entspannt!?

Supermercado – ein faszinierender Ort. Die Fortbewegung der einheimischen Bevölkerung zwischen den einzelnen Supermarktgängen beim örtlichen „Einmalhinallesdrin“, erfolgt genauso wie die Fortbewegung mit dem Kfz auf der Straße – ohne erkennbare Ordnung. Der Preisgestaltung fehlt es ebenfalls an einer gewissen Ordnung. So kostet ein Kilo bestes Rindfleisch tatsächlich weniger als Zahnpasta.

Werden uns die Zähne hier von nun an aus Kostengründen nur noch mit Entrecôte putzen. Darüber hinaus werden wir wohl nicht mehr Kamera und Co. im Safe/Hostelspind einschließen, sondern Sachen die hier wirklich von Wert sind – Deo, Zahnpasta und Duschgel. Die teuren Hygieneartikel könnten übrigens der Grund für eine weiteres Hostel-8-Bett-Zimmer-Phönomen sein, was ich hier jetzt aber mal nicht weiter erläutern werde.

Kaffeestrophe – oder ist das gar kein Kaffee? Einen guten Start in den Tag kennzeichnen zwei Dinge:

  1. draußen wird es wieder hell
  2. Kaffee

Bei Punkt 2 bin ich situationsbedingt sogar recht anspruchslos. Wenn wir auf Reisen irgendwo außerhalb der Zivilisation aufwachen, dann reicht mir eine Flüssigkeit, die in Farbe, Konsistenz und Geschmack lediglich an Kaffee erinnert. Man sollte glauben, dass eine gewisse „Nähe“ zu Kolumbien zu gutem Kaffee in Uruguay führen könnte. Dem ist jedoch nicht so. Farbe und Konsistenz erinnern durchaus an echten Kaffee. Der Geschmack hingehen ist häufig jedoch wie Laterne ganz unten abgeleckt. Nicht das ich es schon mal probiert hätte, aber so stelle ich es mir vor. Kaffee not bien. Vielleicht liegt es aber auch nicht am Kaffee selbst, sondern am Abwasser mit dem er gekocht wurde? Wie auch immer, der Melitta-Mann würde hier schreiend im Kreis laufen. Das muss besser werden!!!

Auffällig – scheinen wir zu sein. Aus irgendeinem Grund fallen wir beide hier auf. Die Blicke der Uruguaynesen lassen jedenfalls darauf schließen. Es könnte u.a. an unserer Hautunfarbe liegen, ist aber nur eine Vermutung. Hier fällt einem selbst erst mal auf, wie weiß man wirklich ist. Am Strand können wir beide uns gegenseitig nur anschauen, wenn wir eine Sonnenbrille tragen, da unsere nicht vorhandene, aber stark reflektierende Hautfarbe sonst schon nach kurzer Zeit langfristige Augenschäden verursachen würde. Man könnte mit einem Fernglas auch direkt in die Sonne starren – gleicher Effekt. Werden daran arbeiten den Blendeffekt zu reduzieren…

Mate Tee – gehört hier genauso zum guten Ton, wie das tragen einer Hose in der Öffentlichkeit. Mindestens die Hälfte der Menschen tragen eine große Isokanne und einen markanten Becher mit Metallstrohalm mit sich rum. Der Becher ist bis zum Rand mit Mate vollgestopft und es wird immer wieder fleißig Wasser nachgegossen.

Dabei ist es unerheblich wie viel Gepäck diese Menschen mit sich tragen, die Isokannen-Becher-Kombination ist immer mit dabei.
Mir wäre das ehrlich gesagt zu umständlich. Es würde mich schon überfordern, wenn ich ständig eine Handtasche mit mir rumtragen würde, weshalb ich wohl final auch keine Frau geworden bin. Abgesehen davon ist meine europäische Blase nicht darauf ausgelegt, den ganzen Tag über Tee in selbige nachzukippen. Die Folge wäre vermutlich ein Lauf von einem Klo zum nächsten oder ein Monatsvorrat an Erwachsenenwindeln – beides würde ich gerne auch in Zukunft vermeiden! Von den Auswirkungen des Mate-Koffeeingehaltes mal ganz zu schweigen. Sollte man als einheimisches Baby jedoch schon mit Mate anstatt Milch gefüttert werden, setzt sicher schnell ein Gewöhnungseffekt ein. Werde das mal weiter beobachten und ggf. nach Möglichkeit eine WC-Statistik eines durchschnittlichen Uruguayaners anfertigen…

Spanisch – vs. Südamerikanisch. Julia spricht etwas Spanisch. Ich habs nie gelernt, kann mir aber vieles aus einzelnen Wörtern und dem Zusammenhang zusammenreimen. Hier geht es jedoch kaum bis noch kaumer. Eine zum Teil komplett andere Aussprache vieler Begriffe lässt eine unfallfreie Kommunikation kaum zu. Kürzlich hat uns jemand gefragt, ob wir zum Strand gehen. Ich hätte jedoch schwören können er hat gefragt, ob wir etwas braten möchten. Mein Sprachzentrum kann derartige Missverständnisse nur schwer verarbeiten, was regelmäßig zu einem extrem fragenden Gesichtsausdruck führt. Es bleibt also linguistisch spannend, zumal einen auch Englisch hier in 95% der Fälle nicht weiter bringt. In Thailand habe ich mir schon mal mit Händen und Füßen Eiswürfel ertanzt…im Notfall sollte ein solcher Ausdruckstanz auch hier zum sprachlichen Ziel führen.

Noch ein paar Fakten:

  • wenn in Südamerika auf dem Wasserhahn ein „C“ steht, dann bedeutet dass nicht „cold“, sondern „caliente“ (warm/heiß).
  • interpretiert man unter der Dusche das „c“ auf dem Wasserhahn falsch, dann macht man diesen Fehler nur einmal.
  • Erfolgreiche Schwarzfahrt mit dem Bus um ohne Geld irgendwie zu einem der gefühlt nur 5 Geldautomaten in ganz Uruguay zu kommen ist möglich.
  • halblagiges Toilettenpapier bringt keinem etwas.
  • Keine Sicherheitsbedenken außerhalb von Montevideo
  • Dulce de Leche ist der/die/das Nutella von Südamerika
  • allein das Tragen eines Surfboards macht cool

#simonssinddannmalweg

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