Also erst mal das wichtigste vorweg…ich habe mein Eis bekommen…zu einem humanen Preis…aber der Reihe nach.
Wir verließen Brisbane nach dem Australia Day, um endlich wieder der Sonne entgegenzufahren. Je weiter wir jedoch in den Süden kamen, desto heftiger wurde der Regen und der Wind. Aus diesem Grunde wurde uns erneut die große Ehre zuteil, einen Highlight-Ort bei schlechtestem Wetter zu bewundern, nämlich Surfers Paradise… nur ohne Surfer… und mit noch weniger Paradise. Zu allem Überfluss riet uns der örtliche Radiosender doch zügig von der Straße zu verschwinden, da sich der Wind mittlerweile zu einem Sturm entwickelt hatte und Tornadowarnungen ausgesprochen wurden. Dies überzeugte uns spontan unsere Fahrt für diesen Tag zu beenden und wir steuerten den nächsten Campingplatz in Burleigh Heads an. Dieser lag nur knapp 200 Meter hinter der Küstenlinie, was bei einem Sturm eigentlich nicht unbedingt die intelligenteste Wahl ist. Weiterfahren war mit unserem Toyota HighTop (komischer Weise schlechte Straßenlage bei Sturm) aber unangebracht und auch hier versicherte uns eine Campingplatzbesitzerin völlig uneigennützig und meteorologisch fundiert, dass wir hier nix zu befürchten hätten… auf dem bislang teuersten Campingplatz unserer Reise… olé. Aber dafür bekamen wir einen Stellplatz direkt an den Toiletten… in der Kombination Starkregen und schwache Blase eine unschlagbare Lage. Da der Sturm und der Regen am auch am Folgetag nicht schwächer wurde, waren wir einen weiteren Tag/eine weitere Nacht auf diesem Campinglatz gefangen… dem bislang teuersten Campingplatz unserer Reise… Die Radioaufforderung,man solle doch schon mal sein Evakuierungsgepäck packen, trug auch nicht so richtig zur Erheiterung bei. Karten spielen war irgendwann kein angenehmer Zeitvertreib mehr, da jede meiner gewonnenen Spielrunden von meiner Mitspielerin automatisch für unfair erklärt wurden… und so wurden die mittlerweile auftretenden Lecks am Camper zu meinem neuen Hobby. Diese waren aber irgendwann auch fachmännisch mit Kaugummi verschlossen und so blieb mir nichts anderes übrig, als in Badehose im Regen-Sturm herumzulaufen… nicht schlau, aber lustig, da mich der verständnislose Blick meiner im Camper zurückgebliebenen Reisebegleiterin durchaus erheitern konnte.
Zum Glück lernte ich dabei einen netten Engländer kennen, der daraufhin den restlichen Tag mit uns verbrachte. Dieser hatte zwar eine problematisch Beziehung zu Alkohol, war aber zum Teilen bereit… und so wurden 4 Liter bester Tetrapack-Wein auf 3 Leute verteilt… passt… und es wurde doch noch ein echt lustiger Tag.
Am folgenden Tag zeigte sich tatsächlich wieder die Sonne, was uns dazu bewegte, den Camper mal quasi auf links zu drehen, da nicht nur außen, sondern mittlerweile auch innen alles irgendwie nass war (trotz Kaugummiabdichtung) und unser Camper den Geruch eines alten Kellers angenommen hatte. Im Sonnenschein ging es dann zum
Springbrook Nationalpark (Drehort Jurassic Park). Die erste Straßensperre wurde tapfer missachtet, denn schließlich wollten wir Dinosaurier sehen. Nach ein paar Kilometern Baumslalom ging es dann aber wirklich nicht mehr weiter,denn die einzige Straße existierte wegen Sturm und Überflutung einfach nicht mehr… also leider Rückzug und weiterfahren nach Byron Bay, über den teilweise überschwemmten Highway und einige Umwege, da unser Camper nun wirklich nicht zum schwimmen konstruiert wurde. Byron Bay ist ein nettes Surferörtchen mit zu vielen gut gebauten Surf-Australiern, die anscheinend nicht das nötige Kleingeld besitzen, um sich T-Shirts zuzulegen. Zu allem Überfluss brach dann auch noch ein Teil von unserem Autoschlüssel ab. Der nette und einzige Schlüsseldienst weit und breit informierte mich am Telefon darüber, dass ein neuer Schlüssel 150 bis 300 Dollar kosten würde. Mein Hinweis, dass ich lediglich nen Schlüssel nachmachen und kein neues Auto kaufen möchte, wurde vom Schlüsselmenschen humorlos zur Kenntnis genommen, änderte aber nichts an unserer Ausgangslage. Letztendlich bezahlten wir am nächsten Tag mit Hilfe von unserem Campervermieter aber nur 6 Dollar für einen neuen Schlüssel beim selben Schlüsselmann… verrückt diese Australier.
Weiter ging es nach Nimbin, dem Hippie-Städtchen schlechthin. Geht man nach dem Drogenkonsum dort, dann müsste dieses Dörfchen eigentlich schweben. Joints werden dort so selbstverständlich an jeder Ecke geraucht, wie bei uns Zigaretten. Der Erwerb deartiger Substanzen gestaltet sich auch recht einfach, wenn man wie Julia einfach mal in eine mittelmäßig schöne Seitenstraße spaziert, in der Grass wie Kamelle verteilt wurde… Helau/Alaaf. Leider waren die Menschen dort nicht wirklich lustig drauf, sondern allesamt irgendwie übern Punkt… und da alle zu stoned waren um noch gerade zu laufen, sind die noch Auto gefahren… sicher is sicher. Die einzige Polizeistation im Ort sah lediglich aus wie ein nett gemeinter Hinweis auf irgendwo im Land existierende Staatsgewalt… aber nicht in Nimbin.
Nächstes Ziel war Coffs Harbour… nix besonderes,aber ein guter Campingplatz. Hier lernten wir ein nettes Pärchen kennen, die work-and-travel-mäßig unterwegs sind. Nett fand ich den männlichen Pärchenpart so lange, bis das Gespräch auf das Alter zusteuerte. Als ich den beiden Anfang-20ern meine 29 Jahre offenbarte, erhielt ich (in freudiger Erwartung verschiedener Komplimenten bzgl. meines jugendlichen Aussehens) folgende Antwort von ihm: „Hab ich mir gedacht…das sieht man aber auch…so wegen den Falten an den Augen und vorne an den weniger werdenden Haaren…“!
Waaaaas… mein Bier lief langsam bei halb geöffnetem Mund wieder zurück in die Flasche… andere Menschen besitzen in einer solchen Situation wenigstens den Anstand positiv zu lügen… zumal seine Aussage absolut NICHT die Realität wiederspiegelt!!! Der Abend war dann auch schnell beendet, schliesslich gehen alte Menschen früh ins Bett… Falten… pah.
Port Macquari und Newcastle bildeten den Schluß unserer Ostküstenreise und nach 5166 km erreichten wir wieder Sydney. Gemma und Stefano (Pärchen,welches wir an Silvester kennen lernten) bereiteten uns einen genialen Abschiedsabend mit Barbecue am Bondi Beach und Bierchen auf deren Pool-Dachterrasse mit Blick auf Sydneys Skyline. Am
folgenden Morgen ging es dann nach Auckland Neuseeland…
FAZIT Australien:
Durchaus ganz nett… Great Barrier Reef und Surfen ein MUSS… viele nette Strände… Sydney ist eine grandiose Stadt… aber zu viele Camperkilometer für zu wenige Highlights… unverschämt teuer (und das nicht nur wegen des miesen Umrechnungsfaktors)… zu wenig Humanaktivität in vielen kleineren Städten (= wie ausgestorben)… Tasmanien den Preis nicht wert und somit eine eher mittelmäßige Bewertung. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Ich nehme es an dieser Stelle mal vorweg, Neuseeland ist dagegen bisher der absolute Hammer!
P.S.: Wer kennt eine gute Anti-Falten-Creme?
Endlich scheint die Sonne nach 5 Tagen Dauerregen und wir können alles trocknen:
Die Folgen des Dauerregens:
Camperleben:
BBQ mit Gemma und Stefano: