Lebenszeichen 6

Chile und Argentinien

Heading north // 10.03. – 25.03.2017 // Aktueller Standort: Salta (Argentinien)

Nachdem ein Blitz unser Flugzeug auf dem Weg von Punta Arenas nach Santiago beschädigt hatte, kamen wir mit knapp sechs Stunden Verspätung doch noch in Santiago an und wir tauschten Daunenjacke und Tee gegen kurze Hose und Bier. Am darauffolgenden Tag nahmen wir unsere neue Allradwohnung in Empfang und starteten den zweiten Teil unserer Reise, die Nordroute mit Endziel Atacama Wüste. Von Santiago ging es u.a. über Valparaiso, Uspallata, Mendoza, El Leoncito, Chilecito, Fiambalá, Cafayate und Cachi bis zum aktuellen Standort Salta. Dabei haben wir bereits einen Grenzübergang in knapp 3.200m Höhe hinter uns gebracht…es soll aber noch höher hinausgehen.

Unsere neue Wohnung

– ist traumhaft. Umziehen lohnt sich, jedenfalls in diesem Fall. Die erste Allradwohnung bewohnten wir zwischen Santiago und Ushuaia, bevor wir für den Weg zwischen Santiago und Atacama in unsere aktuelle Allradwohnung umzogen. Und wir haben uns gesteigert, von einem Wingle 5 der „Weltmarke“ Great Wall zum aktuellen Chinakracher-Modell Wingle 6. Ein durchaus deutlicher Unterschied der es dem Leatherman bislang erlaubt, nicht in Erscheinung treten zu müssen. Anders als bei der Vorgängerwohnung machen die meisten Schrauben hier nämlich was sie sollen – sie halten alles zusammen. Der pingelige Deutsche findet zwar auch hier Defizite, die sind jedoch nicht der Rede wert. Besonders die Möglichkeit eine noch höhere Maximalgeschwindigkeit erreichen zu können, erfreut meine weibliche Reisebegleiterin, wenn sie am Steuer sitzt. Ich hingegen bin zugegeben ein schlechter Beifahrer und wünsche mir in solchen Momenten, dass sich der Airbag präventiv und in weiser Voraussicht auf meiner Seite schon mal öffnet. Ein chinesischer Pick Up ist aus fahrdynamischer Sicht nun mal kein Porsche und südamerikanische Straßen entsprechen einfach absolut keiner Norm, die auf das Überleben der Fahrzeuginsassen abzielt. Wie dem auch sei, unterm Strich alles prima – unterm Auto kurzfristig jedoch nicht. Knapp 7.000km mit der alten Wohnung über teils haarsträubende Straßen – kein Problem für die Reifen. Keine 800km mit der neuen Wohnung über eher moderate Straßenbeläge – Reifen platt. Aus Erfahrung braucht es übrigens einen Deutschen und einen argentinischen Campingplatzbesitzer mit seinem Wagenheber, um den Reifen an einem chinesischen Pick Up zu wechseln. Andere Konstellationen hinsichtlich der Nationalitäten wären sicher auch möglich. Ich spreche kein Spanisch und er weder Deutsch noch Englisch. Er sagt etwas auf Spanisch und ich antworte auf Englisch, ohne verstanden zu haben was er gesagt hat. Er versteht wiederum nicht, was ich auf Englisch geantwortet habe…aber am Ende ist der Reifen gewechselt – Männer halt. Nach einem 25-minütigem Aufenthalt in der örtlichen Gomeria (einen Art Carglass für Reifen) am darauffolgenden Tag, war der beschädigte Reifen auch wieder geflickt und es konnte weitergehen. Wie es machmal bei Mietwohnungen so ist, irgendwann kommt der Wunsch nach Eigentum auf. Bei uns ist es nicht anders. Deshalb wird es für die nächsten Reisen keine Mietallradwohnung mehr geben, sondern tatsächlich verschiffbares Eigentum, das steht fest! Die Projekte gehen uns also nicht aus und die Welt ist groß. Fehlt nur noch das Geld – also bucht und bezahlt mich (freiberuflicher Texter & Projektmanager)!

Budget

– ein hoffnungsloser Fall. Wenn man eine solche Reise plant, kommt man selbstverständlich nicht drumherum, eine kleine Finanzplanung zu machen. Der Eurojackpot und ich waren hinsichtlich der Gewinnzahlen bislang noch nicht der selben Meinung, was eine Budgetaufstellung unumgänglich macht. Was die Berechnungen / Schätzungen / Recherchen taugen, zeigt sich jedoch erst vor Ort. Wie sich zeigt waren die Berechnungen zwar keine Vollkatastrophe, aber dennoch nicht ganz mit der Realität vereinbar. Zum Teil können wir das prima auf die hiesige Inflation schieben. Was kürzlich z.B. noch umgerechnet 10EUR gekostet hat, kann jetzt aktuell schon 14EUR kosten. Eine Tatsache die wir natürlich nicht mit eingerechnet haben. Es stellte sich heraus, dass die Camper-Lebenshaltungskosten sowohl in Argentinien als auch in Chile höher sind als vorab recherchiert. Weitere Budgetüberschreitungsfaktoren könnten in der überdurchschnittlich häufigen Beschaffung von rotem alkoholhaltigem Traubensaft liegen. Aus gesundheitlicher Sicht mache ich mir in diesem Zusammenhang aber erst Sorgen, wenn das morgendliche Müsli damit zubereitet wird oder der Morgenkaffee eine Cabernet Sauvignon Note aufweist. Was soll man aber auch anderes erwarten, wenn hier ein Weingut neben dem anderen liegt. Wir können also nichts dafür, man kann da ja nicht einfach so undegustacióniert dran vorbeifahren. Realistisch betrachtet kann dieser Posten aber auch nicht das Haushaltsloch verursacht haben. Es gab schlicht und ergreifend Kosten, die vorab in diesem Umfang nicht absehbar waren…aber vor allem natürlich die Inflation…böse Inflation!!! Machen wir uns nichts vor und sagen wir einfach wie es ist: wenn wir wieder zu hause sind, freuen wir uns über eure Einladungen zum Essen…wir revanchieren uns auch mit Reisegeschichten und schönen Fotos;-)

Menschen

– man kann sie leider nicht alle ohrfeigen. Die Müllthematik hatte ich ja bereits angesprochen…und es wurde bislang auch nicht besser. Mein absoluter Tiefpunkt diesbezüglich: Playa las Docas in der Nähe von Valparaiso (Chile). Die Nacht verbrachten wir an den Klippen oberhalb des besagten Strandes. Ein wunderschöner Ort, der auf den zweiten Blick aber auch schon mal müllbefreitere Tage gesehen haben muss. Am nächsten Tag fuhren wir runter zum Strand und wir trauten unseren Augen kaum – der ganze Strand eine einzige Müllhalde. Das war neu und überstieg jegliches Maß an Toleranz hinsichtlich der allgemeinen Dummheit der menschlichen Erdbevölkerung. Und anstatt seinen Müll vom Strand einfach wieder mit nach Hause zu nehmen, wurden die Müllberge einfach immer höher aufgetürmt (beobachtet). Kurzzeitig habe ich versucht auszurechnen, wie viele der anwesenden Müllverursacher ich spontan und rachelos ohrfeigen kann, bevor wir die Flucht ergreifen. Aufgrund des beschwerlichen Fluchtweges ergaben die Berechnungen keine befriedigend hohe Anzahl von Ohrfeigen, weshalb ich diese Sanktionsmaßnahme dann etwas widerwillig unterlassen habe. In Ushuaia haben wir von unserem Segel-Skipper erfahren (er selbst Argentinier), dass sich die Menschen hier lediglich um ihren eigenen kleinen Mikrokosmos kümmern – wenn mich eine Sache nicht unmittelbar negativ betrifft, dann ist es mir egal und es gibt keinen Grund zu handeln. Dazu passt auch die Begegnung mit…nennen wir sie mal Frau X (Name von der Redaktion frei erfunden). Auf dem Weg von Barreal nach Ischigualasto sahen wir am Straßenrand ein beginnendes Feuer. Selber löschen nicht mehr möglich, schon zu viel Feuer und zu wenig Blaseninhalt. Beim nächstgelegenen Pseudotouristeninformations-sondern-eher-ramsch-vetriebs-unternehmen weist Julia die dort arbeitende Pseudotouristeninformations-sondern-eher-ramsch-vetriebs-Fachangestellte auf das beginnende Feuer hin und bittet sie entsprechende Hilfe zu organisieren. Julias Spanisch ist mehr als ausreichend, um dies verständlich zu vermitteln! Leider scheint Frau X nicht so richtig in der Stimmung zu sein das Telefon zu benutzen. Sie packt also eine kleine Straßenkarte aus und sagt, dass wir doch einfach in noch einen anderen Ort fahren sollen, um dort irgendwo das Feuer zu melden. Julia versucht erneut Frau X das Telefon schmackhaft zu machen, um einen Großbrand zu vermeiden. Sie nickt, sagt „sí, sí“ und stochert erneut mit den Fingern auf der Straßenkarte herum. Julia versucht es erneut, was jedoch die gleiche sinnbefreite Reaktion bei der Pseudotouristeninformations-sondern-eher-ramsch-vetriebs-Fachangestellten auslöst. Entnervt gibt Julia auf und stürmt aus dem Laden: „Die hat keine Lust die Feuerwehr zu rufen, die macht nix. Wir sollen irgendwo hinfahren.“ Bislang habe ich alles aus dem Auto beobachtet, jetzt reicht es mir aber und ich gehe selbst zu Frau X. Mit einer Art Sprachinkontinenz und Zeichensprache versuche ich die Angelegenheit souverän und freundlich zu meistern.

Ich: „You teléfono?“

Frau X: „Sí, sí“

Ich: Ok…fuego over there, un kilómetro this dirección. Teléfono Bomberos por favor!“

Frau X: „Si…Policía?“

Ich: „Policía, Bomberos…i don’t fxxxxxx care, but please call jemanden davon“

Frau X: „Aaah sí…ok.“

Und tatsächlich, sie greift zum Hörer. Zum Glück spreche ich so hervorragend Spanisch. Nachdem ich den Laden verlassen hatte, hat sie bestimmt wieder aufgelegt, aber wir haben immerhin alles versucht. Darüber hinaus scheint es hier generell eine gewisse Sprachsturrheit in Verbindung mit Transferleistungsablehnung zu geben. Spricht man ein Wort nicht exakt richtig aus, wollen die Einheimischen einen nicht verstehen. Ach herrlich manchmal. Aber eines muss ich definitiv klarstellen und ganz deutlich sagen: wir hatten hier auch schon ebensoviele positive, freundliche und herzliche Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung! Über das Negative lässt sich lediglich besser schreiben;-) Und hey, in Deutschland ist es doch nicht anders…man begegnet sowohl Idioten als auch netten Menschen.

Begegnungen

– sind genauso viel wert, wie die Reise an sich. Neben der einheimischen Bevölkerung trifft man Unterwegs mal mehr, mal weniger (je nach Region und Reisezeit) gleichgesinnte Overlander. Es ist wirklich spannend, was für Reisegeschichten in diesen Menschen stecken und wieviel sie schon gesehen und erlebt haben. Von der Zwei-Wochen-Urlaubsreise bis zur kompletten Auswanderung ist alles dabei. Menschen, die Haus und Hof gegen einen MAN Truck mit Camperaufbau tauschen und Deutschland für immer den Rücken kehren. Menschen, die ihre Jobs gekündigt haben, um ein Jahr eine Auszeit zu nehmen. Die Motive sind dabei so vielfältig wie die Reisegeschichten. Es kann dann schon mal vorkommen, dass man sich so gut mit anderen Reisenden versteht, dass man einen Teil der Reise gemeinsam macht. So jedenfalls bei uns geschehen und aus dem dynamischen Duo wurde das lustige Quartett. Kulturelle Unterschiede spielen dabei anscheinend keine große Rolle und wir haben uns schnell an die exotische Herkunft der beiden gewöhnt – Köln. Kölsch und Alt tauschen wir aber nur allzu gern gegen argentinischen Wein…und auch sonst haben wir jede Menge Spaß zusammen. Das obligatorisch Asado (Grillen) darf beim Zusammenzreffen fremder Kulturen natürlich auch nicht fehlen. Wer übrigens wissen möchte, wie man mit einem VW T3 Bulli ohne Klimaanlage ein Jahr lang von Süd- bis Mittelamerika kommt, der sollte mal hier schauen was Sandra und Timo bislang so erlebt haben! Vielen Dank für die tolle Zeit mit euch und die Ansteckung mit dem „Ich-will-auch-nen-Bus-Virus“.

Fakten:

  • bisherige Autokilometer: 10.049km
  • bisherige Wanderkilometer (inkl. Citygelatsche): ca. 191,1km
  • bisherige Liter Rotwein: genügend
  • bisher beschädigte Sachen: Flugzeug, Bus des ÖPNV in Mendoza, Autoreifen…
  • wenn ein großer Topf Honig auf der PickUp Ladefläche ausläuft, dann ist das eine klebrige Angelegenheit
  • Budgetstatus: uiuiuiui…
  • Pfannenwender heißt dank Julia nun Steakumrührer
  • in Kürze beginnt das Akklimatisierungstraining, damit wir uns ohne Höhenkrankheit auf über 4.000m aufhalten können

Lebenszeichen 5

Chile und Argentinien

Heading south…und ein Stückchen wieder north // 23.02. – 09.03.2017

Wir haben das Ende der Welt erreicht – Ushuaia, die südlichste Stadt der Erde. Ein Ort, der größer ist als ich dachte und mehr Charme hat als zu vermuten wäre. Zwischen Ushuaia und der Antarktis liegen dann nur noch ca. 1.000 Meeres-KM. Näher kommt man der Antarktis mit dem Auto nicht mehr.

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Lebenszeichen 4

Chile und Argentinien

Heading south (aktuell: Tolhuin, Feuerland) // 08.02. – 22.02.2017

In den letzten Wochen ging es u.a. über Bariloche, El Bolson, Futaleufú, Coyhaique, El Chaltén und El Calafate zwischen Chile und Argentinien hin und her bis zu unserem aktuellen Standort kurz vor dem Etappenziel Ushuaia…

Bordercrossing

– kann so unterschiedlich sein. Auf unserem Weg von Santiago nach Ushuaia springen wir zwischen Chile und Argentinien hin und her. Innerhalb von Europa sind wir ja verwöhnt und mittlerweile gewohnt, dass eine Ländergrenze nicht mehr ist als ein Hinweis in Schilderform am Straßenrand. Hier ist das jedoch noch ganz anders und je nach Ort des Grenzübertritts so unterschiedlich wie Nutella und Dulce de Leche. Unsere erste „Grenzerfahrung“ war der Übergang von Chile nach Argentinien am Paso Cardenal Samoré (zwischen Osorno und Bariloche). Ein „großer“ Grenzübergang, den auch Reisebusse und LKWs benutzen. Wer in einer Warteschlange stehen zu seinen Leidenschaften zählt, der kommt hier voll auf seine Kosten. Eine Stunde für die Ausreise aus Chile und eine Stunde für die Einreise nach Argentinien. Alle Schilder auf Spanisch, nur eine grobe Ahnung was wir wo vorzeigen und tun müssen, einfach mal hinten an die längste Warteschlange anstellen, beobachten was alle anderen tun und dann einfach nachmachen. Es wirkt teilweise so, also wüssten selbst die Einheimischen nicht so recht, was sie tun müssen…und hey, die sprechen in der Regel die Sprache die auf den Schildern steht. Es herrscht irgendwie ein geordnetes Chaos und am Ende haben wir zwei Stempel mehr im Pass von der Grenzpolizei, zwei Stempel von der Zollbehörde in unseren speziellen Chilenischerleihwagenwillnachargentinieneinreisen-Fahrzeugpapieren und wir sind von Chile nach Argentinien gereist. Es scheint als haben wir uns jeweils an der richtigen Warteschlange angestellt. Was zusätzlich etwas verwirrend ist, es gibt häufig zwei unabhängige Grenzstationen. Eine für die Ausreise aus dem jeweiligen Land und eine für die Einreise ins andere Land. Dazwischen liegen jedoch mehrere Kilometer Fahrstrecke, also quasi Niemandsland, denn man ist zwar schon ausgereist, aber noch nicht eingereist?! Verrückte Welt. Zur Abwechslung kann man sich aber auch eine Grenzstation gönnen, bei der der zuständige Grenzpolizist mit seiner Familie in einem kleinen Häuschen neben dem Schlagbaum wohnt, weil es in jede Richtung ca. 2 Auto-Schotterpisten-Stunden lang nur ein großes Nichts gibt. Der tägliche Arbeitsweg wär dann wohl verständlicher Weise etwas zu aufwändig, weshalb er dann einfach im Nichts wohnt. Nervende Nachbarn hat er jedenfalls keine. Aber nervende Touristen wie uns, die an seine Haustür klopfen und sein Mittagessen mit der Familie unterbrechen um über die Grenze zu kommen. Den ganzen Tag kommt hier kein Auto vorbei und ausgerechnet dann, wenn er gerade Mittag macht kommen wir…sorry. Er schien deswegen aber nicht verstimmt zu sein, vielleicht hats ihm ja eh nicht geschmeckt. Übrigens dürfen kaum Lebensmittel mit über die Grenze genommen werden, was bei uns regelmäßig zu vorgrenzlichem Resteverzehr führt. Man hat also die Wahl zwischen einer Gutestraßenaberhoherzeitaufwand-Grenze und der Mittenimnixgehtschnellaberdiestraßensindderhorror-Grenze. Man sollte beides mal ausprobiert haben.

Grenze im Nirgendwo
Touri-LKW-Grenze

Ordnung

– ist das halbe Zusammenleben. Unsere Allradwohnung ist zwar sehr praktisch, dafür ist die Wohnfläche recht überschaubar. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass man alles sofort und ohne Suchaufwand wiederfindet. Es sei denn es herrscht eine gewisse Ordnung, bei der Gegenstände immer an ein und dem selben Ort aufbewahrt werden. Ist ja auch gar nicht so schwer – sollte man meinen. Und ja, ich gebe es zu, ich stehe voll auf Ordnung. Bei uns besteht ein Tag jedoch häufig aus vielen kleinen Ratespielen. Am beliebtesten ist die Ratespielvariante „Schatz-wo-ist“. Dieses Spiel ist recht simpel und bedarf keiner großen Vorbereitung. Es muss lediglich vergessen werden, wo die einzelnen zu findenden Gegenstände eigentlich ihren festen Platz haben. Für 50% der Menschen unseres Reiseduos ist das dank immer wiederkehrendem Gehirnschluckauf recht einfach zu bewerkstelligen. Die anderen 50% Reiseduo müssen dann innerhalb von ca. 1,23 Sekunden auf die von Person „Gehirnschluckauf“ gestellte Suchanfrage antworten, da sonst die Frage umgehend wiederholt wird und der Punkt anscheinend an den Fragenden geht – ganz so sicher bin ich da noch nicht, wer bei dem Spiel zu welchem Zeitpunkt der Gewinner ist. Auch eine Abwandlung des Spiels ist gebräuchlich. Dabei werden Gegenstände einfach an nicht dafür vorgesehenen Orten deponiert, bevor der Gehirnschluckauf einsetzt. Somit hat dann auch der Gefragte keine Ahnung, wo sich der gesuchte Gegenstand befindet – ein Spielspaß für die gesamte Familie. An dieser Stelle lasse ich mal offen, wer bei diesen Spielchen welche Position einnimmt. Das Zusammenleben 24/7 über ein paar Monate auf so engem Raum kann teilweise schon mal eine Herausforderung sein. Ich nehme es aber vorweg, ich würde es wieder tun. Nichtsdestotrotz gibt es interessante Verhaltensweisen, die man während der Zeit an seinem Partner feststellen kann (abgesehen vom eben erwähnten brain crash). Zum Beispiel verpasse ich generell rein gar nichts. Damit ist gemeint, dass ich über alles (unwichtige) informiert werde. Gehen ich z.B. mal eben während der Nachtlager-Aufbauphase auf die Naturtoilette, bekomme ich bei meiner Rückkehr erst mal mitgeteilt, was meine Reisebegleiterin in der Zwischenzeit getan hat. Gott sei Dank, sonst hätte ich wohl nie mitbekommen, dass sie schon die Stühle aufgestellt und die Schlafsäcke vom Auto ins Zelt getan hat!? Ich glaube jedoch, dass es dabei weniger um den Informationsgehalt geht, sondern vielmehr darum, dass Frauen pro Tag ein gewisses Wortkontingent haben, dass auf jeden Fall aufgebraucht werden muss. Wurde am Tag weniger geredet, müssen die Wörter am Abend halt noch irgendwie weg. Werde das weiter untersuchen und ggf. eine wissenschaftliche Studie dazu in Auftrag geben.

Der heilige Integral

– wir haben ihn tatsächlich gefunden. Zu Hause gibt es wirklich verdammt gutes Brot. Das wird einem erst so richtig bewusst, wenn man die fünfte Woche auf mittelmäßigem Weißbrot rumkaut, das aus Mangel an einer einfachen und schnellen Toastvorrichtung nicht getoastet ist und in Folge dessen von der Haptik an einen Putzlappen erinnert…irgendwo in der Mitte der Aggregatzustände „Fest“ und „Flüssig“ eben. Im Körper ist das Zeug schneller verbrannt, als ein Weingut in Chile (sorry, das war böse). Zwar darf sich dieses Brot hier „Vollkornbrot“ (pan integral) nennen, aber das heißt ja nichts. Ob ich ein halbes oder volles Weißmehlkorn nehme, macht ja letztendlich keinen Unterschied. Wenn ich einem Esel ne Klingel ans Ohr klemme, wird eben auch kein Fahrrad draus. Dieses Brotblem haben wir oft auf Reisen. Wir Deutschen sind halt eine Frühstücksnation und dazu gehört einfach ein ordentliches Brot! Wenn ich hier Menschen sehe, die vor einer achtstündigen Wanderung Cracker und Tütensuppe frühstücken, dann bekomme ich das Bedürfnis zu Spenden oder zu Backen. Aber wie dem auch sei, unglaubliches ist geschehen! An einem Ort, an dem man eigentlich generell nicht viel erwarten konnte, hat Julia es durch Zufall gefunden, richtig gutes Vollkornbrot – der heilige Integral. Wir haben es verehrt, angebetet und innerhalb kürzester Zeit seiner Bestimmung zugeführt. Mit den Tönen die wir beim essen dieses Heiligtums gemacht haben, hätte man leicht einen Porno synchronisieren können. Damit aber noch nicht genug. Wir hatten uns schon wieder mit drittklassigem Putzlappenbrot abgefunden, da geschah ein weiteres Wunder. Brennender Dornbusch, Wasser zu Wein und der Herr sprach: Brot! Eine Bäckerei, geführt von deutschen Auswanderern – Amen! Es gibt also eine Fortsetzung – der heilige Integral 2. Und der toppt sogar noch das erste Brotwunder. Man kann sich also auch über Dinge freuen, für die man zu Hause nur mal eben zum nächsten Supermarkt muss. Jetzt gibt es aber ein kleines Problem. Wie bekommen wir einen Vorrat deutscher Backkunst von Argentinien nach Chile? Es hilft nichts, wir werden das Gesetz brechen müssen, koste es was es wolle. Sollten wir im chilenischen Gefängnis landen, dann war es das Brot wert…

Müll

– wo er einfach nichts zu suchen hat. Es gibt ein Rätsel, das wir bislang selbst durch überdurchschnittlich langes Nachdenken nicht lösen konnten. Wer jedoch auf jeden Fall schon lange das Denken aufgegeben hat, das sind die Menschen, die dieses Rätsel überhaupt erst verursachen. Kurz gesagt: Müll an den schönsten Orten. Wenn wir zu einem abgelegenen, einsamen Ort kommen, dann ist uns schon bewusst, dass wir sicher nicht die ersten Menschen überhaupt sind, die diesen Ort betreten haben. Dieser Gedanke reicht mir eigentlich vollkommen, ich brauche nicht noch die visuelle Bestätigung. Von Hausmüll über Sperrmüll bis hin zu Ölfiltern von Baumaschinen…alles findet den Weg in die herrliche Natur von Chile und Argentinien. Natürlich sieht nicht jeder Ort so aus, den wir ansteuern, aber es ist auffällig häufig der Fall. Das Mindeste sind herumliegende Taschentücher. Das hat einen recht einfachen Grund. Es liegt in der Natur des Menschen, dass alles was oben reingestopft wird, irgendwann in abgewandelter Form unten wieder raus möchte. So far(t) so good. Dem Körper ist bei Bedürfniseintritt jedoch relativ egal, wo er sich gerade aufhält. Das kleine Geschäft lässt sich ja relativ unauffällig in der Natur unterbringen. Wenn jedoch „big business“ auf der Agenda steht, dann ist das schon etwas aufwändiger und verursacht meist Müll in Papierform (man kann auch Tannenzapfen und Gras nehmen, aber ein Mindestmaß an Luxus darf ja sein). Da man ja freundlich ist, möchte man seine Mitmenschen nach Geschäftsabschluss darauf hinweisen, dass hier etwas liegt, in das man nicht reintreten sollte. Wie macht man das am besten – richtig, natürlich mit einem Fähnchen…mal wieder (ich berichtete). Es wird also ein Taschentuch o.ä. oben auf dem Geschäftsergebnis platziert um andere Menschen zu warnen. Sehr freundlich eigentlich, aber nicht durchdacht. Der böse Wind weiß das nämlich nicht und verteilt das Papier. Ein traumhafter Anblick. Wie wir erfahren konnten, haben diese Fähnchen übrigens tatsächlich einen Namen: Chilean Flag. Nicht sehr rühmlich. Jetzt könnte man behaupten, das seien alles die fiesen internationalen Touristen schuld. In La Junta wurde jedoch z.B. eine Statistik in diesem Zusammenhang angefertigt. La Junta ist ein Tal in den Bergen Chiles, das man nur per 4h-Wanderung oder per Pferd erreichen kann. Möchte man dort hin, muss man sich mit seinem Ausweis/Pass registrieren. Dabei kam heraus, dass der meiste Müll dann im Tal zurückbleibt, wenn hauptsächlich Chilenen dort oben sind. Ich will gar nicht den großen Zeigefinger auspacken, wir verschmutzen unser eigenes Land auch genug, aber es wäre so einfach die Müllberge hier zu verhindern: nehmt euren Scheiß einfach wieder mit…und den anderen (echten) Scheiß könnt ihr gerne dort lassen, aber vergrabt das Zeug und spart euch die Chilean Flag. Zeigefinger-Modus off.

Fakten:

  • aktueller Standort: Tolhuin (Feuerland), kurz vor dem Ende der Welt…
  • bisherige Autokilometer: 5.300km
  • bisherige Wanderkilometer: 46km (ohne die in den Großstädten zurückgelegten Fuß-km)
  • bisherige Fahrradkilometer: 30km
  • wenn es regnet wird Staub zu Matsch und der macht auch dreckig
  • packt man aus versehen auf so ein südamerikanisches Stachelraupending, dann tut es tagelang weh und juckt unaufhörlich
  • je weiter südlich, desto weniger kurze Hose und T-Shirt
  • wenn sich im Regen der gesamte Scheibenwischermotor vom restlichen Fahrzeug löst, dann ist das blöd
  • das Brot hat erfolgreich die Grenze überquert
  • besser gar kein Internet als schlechtes Internet (deshalb nicht alle geplanten Fotos enthalten)

 

Lebenszeichen 3

Santiago de Chile – heading south // 26.01. – 07.01.2017

Es regnet, aber wir haben noch eine Flasche Wein – die perfekten Vorraussetzungen um zu schreiben…

Unsere Wohnung – auf 4 Rädern. So, Schluss mit Urlaub und rein ins Zelt. Am 26.01. ging es von Montevideo (Uruguay) mit dem Flieger über die Anden nach Santiago (Chile). Dort verbrachten wir erst mal zwei Nächte in einem Apartment, bevor wir in unsere geräumige „Maisonnettewohnung“ umzogen, die wir insgesamt 62 Tage bewohnen werden. Die Wohnung hat 4 Räder, Allradantrieb und ein ausklappbares Zelt auf dem Dach. Damit geht es nun in den Süden bis nach Ushuaia. Noch weiter südlich würde nur noch die Antarktis kommen. Der Vorteil einer Allradwohnung ist, dass man fast überall hinkommt um dort in Ruhe sein Nachtlager aufzuschlagen. Durchfahrt durch einen kleinen Fluss, einen steilen Hang hinunter und wieder rauf, die unzähligen alten unbefestigten „Straßen“ ohne Achsbruch überstehen – alles kein Problem. Sensationell ist auch der „Kleiderschrank“. Dieser besteht aus unseren zwei großen Reiserucksäcken, die offen auf der Rückbank liegen. Das „in den Schrank einräumen“ funktioniert recht einfach: Tür auf, Shirt reinwerfen, Tür zu. Wer es zusätzlich noch schafft, die „Schranktür“ zu öffnen, ohne das etwas herausfällt, der hat gewonnen. Gekocht wird auf zwei Gaskochern und das Schlafzimmer in der ersten Etage ist sehr schnell installiert und nicht weniger schnell wieder deinstalliert. In Chile ist es erlaubt wild zu campen – ein absoluter Traum. Wir vermissen nichts…fast nichts…ok, so eine warme Dusche zwischendurch ist nicht zu verachten, hatten wir aber schon ein paar Tage nicht mehr. Als Alternative müssen gerade Seen und Flüsse herhalten, ist auch ok. Ist das wilde Campen mal nicht möglich, dann darf es auch ein konventioneller Campingplatz sein, der in der Chile-Ferienzeit auch mal gut gefüllt sein kann. In diesem Zusammenhang hätte ich da mal eine Frage und hoffe damit keinem Hardcore-Camper zu nahe zu treten. Ist es normal einen Fernseher mitzunehmen und da die ganze Zeit vor zu hocken anstatt irgendein Campingzeug zu machen? Hier scheint es jedenfalls Standard zu sein. Aber find ich gut, so kommen die Kinder mal raus aus den vier Wänden und können woanders TV glotzen. Wie dem auch sei, immerhin fallen wir hier weiterhin auf. Nicht durch mangelnde Körperpflege, sondern mit unserer Wohnung. So ein Jeep mit Ausklappzelt auf dem Dach schein etwas ganz besonderes zu sein, weshalb wir ein beliebtes Fotomotiv sind. Darüber hinaus findet es unsere Campervermietung witzig, Sprüche auf die Vermietfahrzeuge zu kritzeln. Das hat zur Folge, dass Menschen unvermittelt neben uns stehen bleiben, auf die Tür starren und versuchen das Geschriebene mit geringen Englischkenntnisse in eine für sie verständliche Sprache zu übersetzen. Ein sagenhaftes Bild. Aber wir wollen uns nicht beklagen. Wir haben ein holländisches Pärchen getroffen, die einen kleinen Van von derselben Campervermietung haben. Deren Spruch (auf Spanisch geschrieben) lautet übersetzt: Hupe, wenn du doggy style magst. Kleine Info am Rande: Niederländische Forschungen haben ergeben, dass es eine Vielzahl der chilenischen Bevölkerung gerne von hinten mag…

Staub und Straßen – eine untrennbare Kombination in Chile. Wie gesagt, mit unserer Allradwohnung sind wir sehr flexibel und deshalb fahren wir teils recht lange Strecken über die alten chilenischen Schotter-durchschüttel-bergstraßen. Ein echtes Erlebnis inkl. Schlaglöchern, in denen man einen Smart verstecken könnte und die einen Bandscheibengeschädigten dazu bringen würden, spontan von seinem Ableben Gebrauch zu machen. Ich werde mich sicher nie wieder über die winzigen Schlaglöcher auf deutschen Straßen aufregen. Was diese Art in Südamerika zu reisen zwangsläufig noch mit sich bringt ist Staub. Staub auf und im kompletten Auto, Staub auf dem Brot, in den Augen, im Kaffeebecher und sogar an Stellen des Körpers die in meiner Vorstellung überhaupt erst dann Staub ansetzen, wenn das Thema der Reproduktion bzw. Genweitergabe abgehakt ist und man gleichzeitig jegliche Freude am eigentlichen Reproduktionsakt verloren hat. Staub einfach überall. Immerhin bekommen wir dadurch eine gewisse einheimische Hautfarbe, die Menschen doch tatsächlich dazu animiert, uns nach dem Weg zu fragen…UNS…haha. Selbstverständlich wussten wir den Weg nicht…sorry und lo siento. Als guter autoliebender Deutscher habe ich zusätzlich dauerhaft das Bedürfnis, das Auto zu waschen. Das wäre hier jedoch völlig sinnbefreit und wird deshalb natürlich unterlassen. Wenn man sich erst mal an das Gefühl dauerhaft schmutzig zu sein gewöhnt hat, dann ist eh alles egal. Und übrigens, T-Shirts, Hosen etc. die zu hause schon längst in die Waschmaschine gewandert wären, werden hier noch für absolut brauchbar befunden. Alles eine Frage der Gewöhnung…und des Deos. Woran ich mich jedoch sicher nie gewöhnen werde, ist die chilenische Schilderpolitik. Die Straßenverkehrsbehörde ist teilweise recht sparsam und stellt Wegweiser nur in einer Richtung auf. Kommt man also aus der „falschen“ Richtung, sieht man das Schild nicht und verpasst es abzubiegen. Großes Lob dafür! Das es entlang der chilenischen Straßen jedoch generell zu wenig Schilder gäbe, kann man nur wirklich nicht behaupten. Das liegt jedoch daran, dass jedes noch so kleine Honig-Käse-Wasser-Kiosk am Straßenrand auf sich aufmerksam machen möchte. Völlig legitim. Nun kann es hier jedoch vorkommen, dass gleich 15 Honig-Käse-Wasser-Kleinunternehmer ihre Geschäfte nebeneinander an einer Straße platziert haben. Und wie fällt man in so einem homogenen Unternehmensumfeld am besten auf? Man stellt natürlich noch ein zweites, drittes…oder gar achtes (kein Scherz) Schild auf, um seine Waren anzupreisen. Bringt das nicht die gewünschte Wirkung, hält man es wie in der Sparkassenwerbung – „Wir machen das mit den Fähnchen“. Resultat: bunte Fähnchen im Überfluss. Würde man die Wörter zusammenzählen, die ich hier schon am Straßenrand gelesen habe, dann käme ein ganzes Buch dabei raus. Aber der findige chilenische Kleinunternehmer hat ja noch ein As im Ärmel. Wenn jegliche Information und Sichtbarkeit im Schilderwald wirkungslos verpufft, dann gibt es nur eine Lösung. Man stellt einen echten Menschen an den Straßenrand…und was macht er innovatives? Richtig, er hält ein Schild hoch. Hut ab, ich geb’s auf. Unangefochten auf Platz 1 der häufigsten Schilderwörter ist übrigens „Cabañas“. Wer ist dieser „Cabañas“ und warum hat der so viele Geschäfte?

Waldbrände – gibts natürlich auch wieder auf unserer Reise. Als wir in Australien und Tasmanien waren hatten wir dort Jahrhundertwäldbrände, Sturm und Überschwemmung. Hier in Chile bringen wir es immerhin schon mal auf die Jahrhundertwaldbrände. Wenn es nach uns geht, reicht das auch völlig. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn die Sicht max. einen Kilometer beträgt, man von dichtem Rauch umgeben ist, nicht 100%ig weiß wo die Brandherde sind bzw. sich hinbewegen und man dann auf einen Berg in den Wald zum Übernachten fährt. Von den Einheimischen haben wir uns jedoch immer die neusten Feuer-Updates geholt, und sind kein Risiko eingegangen. Das hatte zur Folge, dass wir ein paar kleinere Weinregionen nicht ansteuern konnten, da es dort jetzt wohl nur noch Glühwein gibt. Mittlerweile haben wir die Waldbrandregion jedoch verlassen, können weiter als 1km sehen und sind begeistert von der Landschaft. Was neben der Landschaft zusätzlich noch beeindruckend ist, ist die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Chilenen. Freiwillige Helfer überall und unzählige LKWs mit Hilfslieferungen für die betroffenen Gebiete. Riesige Flächen sind bereits verbrannt und weitere unzählige Quadratkilometer brennen noch. Viele Menschen haben alles verloren oder haben alles was sie gerade noch auf die Ladefläche von ihrem Jeep werfen konnten gerettet, bevor sie die Flucht antraten. Da kann es schon mal vorkommen, dass plötzlich eine Couch auf der Autobahn steht, nachdem diese die Jeep-Ladefläche eigenmächtig und ohne Erlaubnis verlassen hat. Aber hey, auf der Flucht denke ich zu Recht wohl eher weniger an vorbildliche Ladungssicherung. Es sieht teilweise so aus, als würde halb Chile umziehen. Wir drücken die Daumen, dass sich die Lage so schnell wie möglich wieder entspannt!!!

Zucker  wird hier gaaanz groß geschrieben. Wenn man einen Kaffee bestellt und man möchte keinen Zucker dazu, dann wird man nicht nur komisch angeschaut, sondern es wird noch zwei mal nachgefragt ob man den wirklichwirklichganzechtohnewitz keinen Zucker möchte. Wir haben es mittlerweile z.B. aufgegeben, irgendeine Art von Saft zu kaufen. In der Regel ist das nämlich Zucker aufgelöst in Wasser mit einem Spritzer Fruchtaroma…bäh. Das Zeug ist selbst fürs Klo zu ekelhaft. Oder Joghurt…guter alter griechischer Joghurt…süß wie 10 Hundewelpen. Gerne wird auch die Zuckeralternative Stevia verwendet, was dem Geschmack aber nun wirklich nicht auf die Sprünge hilft. Auf der anderen Seite scheint eine gesunde Lebensweise hier durchaus auch ein Thema zu sein. In den meisten Supermärkten findet man einen Ecke mit speziell glutenfreien Produkten. Für mich als ärztlich falsch diagnostizierter Glutenintoleranter interessant zu sehen. Aber auch salzfrei, vegetarisch, vegan…alles möglich hier in Chile. Mein absoluter Favorit im Zusammenhang mit individueller Ernährung ist jedoch die Frage eines potenziellen Haschbrownie-Käufers auf der Straße von Santiago an die freundliche Haschbrownievertrieblerin, ob die Dinger denn auch vegan seien. Ich würde mir bei Hasch-Brownies von der Straße echt viele Fragen stellen, aber nicht ob die vegan sind. Aber als Ich-ess-nix-vom-Tier-Mensch hat man auch ein Recht auf veganen Drogenkonsum. Also berechtigte Frage. Die Antwort war übrigens „ja“ – na dann guten Flug…
Fakten:

  • aktueller Standort: Lago Llanquihue am Fuße des Vulcán Asorno
  • zwei feuchte Babytücher sind auch ne Dusche
  • überdurchschnittlich häufige Verwendung des Satzes „diese Klamotten hatte ich gestern schon an“
  • mein zweiter Vorname ist mittlerweile „Schatz-wo-ist“
  • bisher niedrigste Temperatur in der Nacht: 5 Grad Celsius
  • Kuchen heißt hier Kuchen
  • hatte Bienenstich, jedoch nicht als Kuchen (habe überlebt)


Lebenszeichen 2

Colonia del Sacramento -> Montevideo -> Punta del Este -> Valizas -> Punta del Diablo -> El Chorro -> Piriápolis -> Montevideo // 12.01. – 26.01.2017

¡Hola! aus Uruguay.

Von Buenos Aires ging es am 12.01. mit der Fähre nach Uruguay und mit dem örtlichen Personennahundfernverkehr (Bus) immer entlang der Küste.

Montevideo – die Hauptstadt.
Ein klarer Fall von „so richtig schön is anders“ (rein subjektive Meinung natürlich).

Was darüber hinaus die allgemeine Sicherheit betrifft, da bin ich mir unsicher. Die sich am Stadtrand befindenden und durch übermäßigen Gebrauch von Stacheldraht gesicherten Häuser lassen da auch kein positives Gefühl in diesem Zusammenhang aufkommen. Wenn jemand sein Eigenheim sichert wie eine US-Militärbasis in Afghanistan, dann hat das sicher keine ästhetischen Gründe…oder dieser Wohntrend ist einfach an mir vorbeigegangen. Aus eigener Erfahrung können wir jedenfalls sagen, dass man genau darauf achten sollte, in welche Straße man zu Fuß einbiegt. Vernachlässigt man diese Sicherheitsvorkehrung, kann es plötzlich ungemütlich werden. So muss es sich dann wohl anfühlen, wenn man einen Club betritt, die Musik urplötzlich verstummt und man von allen Seiten angestarrt wird. Kurz gesagt: Sofort als unwissende Touristen identifizierbare Personen haben eine schlechte Gegend betreten. In solchen Fällen bitte umgehend wieder eine für das weitere Leben zuträglichere Straße aufsuchen – und zwar nach Möglichkeit im Laufschritt. Eine etwaige kurze Verfolgung unter Beteiligung von kriminellen Aufsomenschenwieeuchhabenwirgewartet lässt sich übrigens durch das plötzliche Hineinstürmen in eine Bar beenden. Außerplanmäßiger Halt in der Bar für Drinks – 12 EUR. Seine Wertsachen behalten dürfen – unbezahlbar.

Gut gewohnt – ist halb gewonnen. Hinsichtlich der Unterkünfte auf so einer Reise gibt es durchaus kleine, aber feine Unterschiede. Geht man z.B. lieber aufs südamerikanisch Bahnhofsklo, anstatt in seiner Unterkunft, dann wohnt man in einem Hostel.

Eine gewisse Niveauflexibilität sollte man auf Reisen durchaus mitbringen, um derart…nennen wir es „individuelle“ Wohnquartiere ohne Dauergänsehaut zu überstehen. Und das ganze schwarze in der Dusche ist immer Schimmel. Ich empfehle im Hostel übrigens 8-Bett Zimmer mit Mitbewohnern, die erst dann das Zimmer zum feiern verlassen, wenn man selbst zum Schlafen ins Bett geht. Wenn man sich bis dahin noch nicht alt gefühlt hat, spätestens dann ist es so weit. Aber wenn man „Glück“ hat (und das hatten wir immer), dann findet die Party direkt vor dem Fenster des eigenen Zimmers statt , wodurch man ja doch noch irgendwie mit dabei ist. Faszinierend ist auch das sog. Klamotten-Bomben-Phänomen. Wikipedia schreibt bzw. sollte dazu schreiben: Kommt ein/e Hostelbewohner/in Nachts in sein/ihr Zimmer, dann gibt es eine nach heutigem Stand der Wissenschaft unerklärliche Explosion, die ihm/ihr die am Körper befindlichen Klamotten vom Leib sprengt und diese mit einer ungleichmäßigen Streuung auf dem Boden verteilt. In der Folge kommt es zur Problematik der Klamottenvermischung. Wer sich nach einem solchen Ereignis am nächsten Tag dann noch mit seinem eigenen T-Shirt präsentieren kann, ist der einäugige unter den Blinden. Trotz dieser vielversprechenden Forschungsthematik war unsere bisherige Lieblingsunterkunft die Kombination aus 60% Cannabis-Plantage und 40% zusammengebasteltes Altholz-Haus in den Dünen direkt am Strand.



In Südamerika übernachtet man eben noch beim freundlichen Cannabis-Unternehmer und seiner Familie. Sehr nette Menschen übrigens…und aus unerfindlichen Gründen den ganzen Tag über total entspannt!?

Supermercado – ein faszinierender Ort. Die Fortbewegung der einheimischen Bevölkerung zwischen den einzelnen Supermarktgängen beim örtlichen „Einmalhinallesdrin“, erfolgt genauso wie die Fortbewegung mit dem Kfz auf der Straße – ohne erkennbare Ordnung. Der Preisgestaltung fehlt es ebenfalls an einer gewissen Ordnung. So kostet ein Kilo bestes Rindfleisch tatsächlich weniger als Zahnpasta.

Werden uns die Zähne hier von nun an aus Kostengründen nur noch mit Entrecôte putzen. Darüber hinaus werden wir wohl nicht mehr Kamera und Co. im Safe/Hostelspind einschließen, sondern Sachen die hier wirklich von Wert sind – Deo, Zahnpasta und Duschgel. Die teuren Hygieneartikel könnten übrigens der Grund für eine weiteres Hostel-8-Bett-Zimmer-Phönomen sein, was ich hier jetzt aber mal nicht weiter erläutern werde.

Kaffeestrophe – oder ist das gar kein Kaffee? Einen guten Start in den Tag kennzeichnen zwei Dinge:

  1. draußen wird es wieder hell
  2. Kaffee

Bei Punkt 2 bin ich situationsbedingt sogar recht anspruchslos. Wenn wir auf Reisen irgendwo außerhalb der Zivilisation aufwachen, dann reicht mir eine Flüssigkeit, die in Farbe, Konsistenz und Geschmack lediglich an Kaffee erinnert. Man sollte glauben, dass eine gewisse „Nähe“ zu Kolumbien zu gutem Kaffee in Uruguay führen könnte. Dem ist jedoch nicht so. Farbe und Konsistenz erinnern durchaus an echten Kaffee. Der Geschmack hingehen ist häufig jedoch wie Laterne ganz unten abgeleckt. Nicht das ich es schon mal probiert hätte, aber so stelle ich es mir vor. Kaffee not bien. Vielleicht liegt es aber auch nicht am Kaffee selbst, sondern am Abwasser mit dem er gekocht wurde? Wie auch immer, der Melitta-Mann würde hier schreiend im Kreis laufen. Das muss besser werden!!!

Auffällig – scheinen wir zu sein. Aus irgendeinem Grund fallen wir beide hier auf. Die Blicke der Uruguaynesen lassen jedenfalls darauf schließen. Es könnte u.a. an unserer Hautunfarbe liegen, ist aber nur eine Vermutung. Hier fällt einem selbst erst mal auf, wie weiß man wirklich ist. Am Strand können wir beide uns gegenseitig nur anschauen, wenn wir eine Sonnenbrille tragen, da unsere nicht vorhandene, aber stark reflektierende Hautfarbe sonst schon nach kurzer Zeit langfristige Augenschäden verursachen würde. Man könnte mit einem Fernglas auch direkt in die Sonne starren – gleicher Effekt. Werden daran arbeiten den Blendeffekt zu reduzieren…

Mate Tee – gehört hier genauso zum guten Ton, wie das tragen einer Hose in der Öffentlichkeit. Mindestens die Hälfte der Menschen tragen eine große Isokanne und einen markanten Becher mit Metallstrohalm mit sich rum. Der Becher ist bis zum Rand mit Mate vollgestopft und es wird immer wieder fleißig Wasser nachgegossen.

Dabei ist es unerheblich wie viel Gepäck diese Menschen mit sich tragen, die Isokannen-Becher-Kombination ist immer mit dabei.
Mir wäre das ehrlich gesagt zu umständlich. Es würde mich schon überfordern, wenn ich ständig eine Handtasche mit mir rumtragen würde, weshalb ich wohl final auch keine Frau geworden bin. Abgesehen davon ist meine europäische Blase nicht darauf ausgelegt, den ganzen Tag über Tee in selbige nachzukippen. Die Folge wäre vermutlich ein Lauf von einem Klo zum nächsten oder ein Monatsvorrat an Erwachsenenwindeln – beides würde ich gerne auch in Zukunft vermeiden! Von den Auswirkungen des Mate-Koffeeingehaltes mal ganz zu schweigen. Sollte man als einheimisches Baby jedoch schon mit Mate anstatt Milch gefüttert werden, setzt sicher schnell ein Gewöhnungseffekt ein. Werde das mal weiter beobachten und ggf. nach Möglichkeit eine WC-Statistik eines durchschnittlichen Uruguayaners anfertigen…

Spanisch – vs. Südamerikanisch. Julia spricht etwas Spanisch. Ich habs nie gelernt, kann mir aber vieles aus einzelnen Wörtern und dem Zusammenhang zusammenreimen. Hier geht es jedoch kaum bis noch kaumer. Eine zum Teil komplett andere Aussprache vieler Begriffe lässt eine unfallfreie Kommunikation kaum zu. Kürzlich hat uns jemand gefragt, ob wir zum Strand gehen. Ich hätte jedoch schwören können er hat gefragt, ob wir etwas braten möchten. Mein Sprachzentrum kann derartige Missverständnisse nur schwer verarbeiten, was regelmäßig zu einem extrem fragenden Gesichtsausdruck führt. Es bleibt also linguistisch spannend, zumal einen auch Englisch hier in 95% der Fälle nicht weiter bringt. In Thailand habe ich mir schon mal mit Händen und Füßen Eiswürfel ertanzt…im Notfall sollte ein solcher Ausdruckstanz auch hier zum sprachlichen Ziel führen.

Noch ein paar Fakten:

  • wenn in Südamerika auf dem Wasserhahn ein „C“ steht, dann bedeutet dass nicht „cold“, sondern „caliente“ (warm/heiß).
  • interpretiert man unter der Dusche das „c“ auf dem Wasserhahn falsch, dann macht man diesen Fehler nur einmal.
  • Erfolgreiche Schwarzfahrt mit dem Bus um ohne Geld irgendwie zu einem der gefühlt nur 5 Geldautomaten in ganz Uruguay zu kommen ist möglich.
  • halblagiges Toilettenpapier bringt keinem etwas.
  • Keine Sicherheitsbedenken außerhalb von Montevideo
  • Dulce de Leche ist der/die/das Nutella von Südamerika
  • allein das Tragen eines Surfboards macht cool

#simonssinddannmalweg

#werrechtschreibfehlerfindetdarfsiebehaltenichschreibdenkramhiernämlichmitriesigenfingernaufmeinemsmartphone



Lebenszeichen 1

Buenos Aires // 09.01.-11.01.17

Hola Agentina, buenos dias Buenos Aires.

Nach „nur“ 15 Flugstunden (DUS-FRA-EZE) erreichen wir Buenos Aires. Aber jetzt Obacht (oder wie der Argentinesier sagt: el obachto), der unwahrscheinlichste Fall aller unwahrscheinlichen Fälle ist eingetreten…es ist unglaublich… omg… wtf…ard…zdf…denn mir hat der Flug weitaus weniger ausgemacht, als Julia:-0 Ein Mensch (Julia) der praktisch in jedem Verkehrsmittel dieses Planeten gut schlafen kann VS. 188cm (René), die nur in horizontaler Lage Schlaf finden könnten, aber sicher nicht in einem Flugzeug.  Aber hey, 1:0 für mich. Es beginnt phänomenal…

Mit einem unwesentlichen Temperaturunterschied von knapp 34 Grad Celsius zu Deutschland betreten wir argentinischen Boden…muy bien.

Die Taxifahrt vom Airport zur Airbnb Wohnung im Stadtteil Palermo offenbart direkt, dass das mich immer wieder beschäftigende Thema „Verkehr (der auf der Straße) in fremden Ländern“ auch hier wieder Eindruck hinterlassen wird. Nach Thailand dachte ich alles in diesem Zusammenhang gesehen zu haben, aber das stimmt so nicht ganz. In Thailand gab es wenigstens keine Regeln…hier gibt es welche, ich versteh sie aber nicht. „Rechts vor Links“ wird ersetzt durch „also ich brems nicht“…so weit so gut, dem kann ich folgen. Als Fußgänger jedoch eine Straße zu überqueren empfinde ich als Herausforderung, da die intuitive Verwendung und Interpretation einer Ampelanlage entfällt. Rot heißt stehen, grün (bzw. weiß) heißt gehen soll wohl auch hier gelten, meine Recherchen haben da aber noch kein einheitliches Vorgehen der einheimischen Bevölkerung ergeben. Außerdem befinden sich die Ampeln nicht an der richtigen Stelle…aber es würde zu lange dauern das nun zu erklären, werden bei Gelegenheit ein Bild malen oder so. Und el obachto, ein Zebrastreifen ist nur Farbe auf dem Boden und hat keine Bedeutung! Darüber hinaus gibt es 10-spurige Straßen in eine Richtung. Das hält die Argentinensier jedoch nicht davon ab, noch weitere Zwischenspuren zu eröffnen (auch auf der Autobahn gängige Praxis). Das dies jedoch nicht der hiesigen StVO entspricht, lässt die Reaktion unseres Taxifahrers erahnen. Entweder er hat den anderen Fahrer gerade übel beschimpft oder er hat seine Mutter gegrüßt…mein Spanisch ist zu schlecht, als das ich das abschließend beurteilen könnte.

Die von verschiedenen Quellen im Vorfeld unserer Reise mitgeteilte Gefahr als Tourist überfallen, erschossen oder gefressen zu werden, können wir zum Glück nicht bestätigen. Nichts desto trotz gibt es Spielregeln die man beachten sollte und natürlich haben wir vorgesorgt. Ich verrate es euch – aber sagt es keinem hier vor Ort weiter! Wir haben so ein „Ich-trage-mein-geld-in-einer-innenliegenden-gürteltasche-ding“ geschenkt bekommen. Das Teil hat durchaus nen Witzfaktor. Jedes mal wenn wir im Restaurant eine Rechnung bekommen, greife ich mir vorne in die Hose und zaubere Geld aus einem Bereich, an dem in der Öffentlichkeit in der Regel keine Hand etwas zu suchen hat…und Geld kommt da normalerweise schon gar nicht raus. Das „Ich-trage-mein-geld-in-einer-innenliegenden-gürteltasche-ding“ erhöht die Chance bei einem Überfall keinen Totalverlust zu erleiden, führt aber auch zu verstörten Blicken der Mitmenschen, wenn ich mir vor dem Bezahlvorgang erst mal vorne in die Hose an eine ganz besondere Stelle greife. Zwar erfolgt das nicht absolut öffentlich, ich wurde aber schon vom Nachbartisch dabei beobachtet. Ein geni(t)aler Geldautomat eben. Werde bei Gelegenheit das Gürtelding mal nach hinten drehen und schauen inwiefern die Reaktionen der Mitmenschen abweichen. Sollte man Geld tauschen wollen, bekommt man im Stadtzentrum viele Gelegenheiten dazu. Im Abstand von zwei Metern stehen Typen, die mit den Worten „cambio, cambio, cambio“ (zu Deutsch: ey, willste Geld tauschen, ich mach nen guten Kurs) auf ihre freundliche Dienstleistung aufmerksam machen. Darüber hinaus bieten diese netten Bank-Außendienstmitarbeiter teilweise auch Kokain an. Macht ja Sinn und außerdem muss man sein Angebot ja ausbauen, möchte man sich von der ganz offensichtlich hohen Anzahl an Konkurrenten abheben. Diversifikation wie aus dem Lehrbuch…bin begeistert.

Nun noch zum wichtigsten Thema: Steak und Rotwein. Ein Vegetarier der kein Alkohol trinkt, würde hier definitiv etwas verpassen! Preislich bewegt sich die Nahrungsmittelaufnahme auf deutschem Niveau, ist sein Geld aber absolut wert! Unseren Plan „Steak-zum-Frühstück-zum Mittag-und-am-Abend“ haben wir aber bisher nicht in die Tat umgesetzt. Ein fehlender zweiter Magen war bisher in diesem Zusammenhang das k.o.-Kriterium. Kuh müsste man sein – welch Ironie.
Zum Abschluss noch ein paar Fakten:

  • Buenos Aires nett, Stadtteil Palermo supermegabien
  • mit der U-Bahn quer durch die ganze Stadt und zurück für umgerechnet nur 98Cent p.P.
  • ca. 30km zu Fuß in 3 Tagen BA
  • Es gibt gehende und rennende Ampelmännchen (?)
  • Ich kann kein Tango, wenns andere machen siehts aber gut aus
  • wenn ich auf alle Fragen konsequent mit „sí, sí“ antworte führt dies häufig nicht zum Erfolg
  • Julias Spanisch sichert unser Überleben

P.S.: Heute (12.01.) ging es weiter nach Uruguay…dazu später mehr…
P.P.S.: Vielen Dank an meine persönliche Reiseleiterin Julia für die demokratische Reiseablaufplanung: „Schatz, worauf hast du mehr Lust…ach ne, is eh schon entschieden.“


Update 10 – Fiji & Singapur

Hallo oder wie die Fijinesen zu sagen pflegen: BULA!
Am Airport Nadi angekommen,gab es erst mal wieder den obligatorischen feucht-warmen Schlag ins Gesicht. Nach mehreren Wochen humaner Humidität in Neuseeland, mussten wir uns erst mal wieder auf heiß + hohe Luftfeuchtigkeit umstellen aber es gibt schlimmeres… haben nämlich den deutschen Wetterbericht gesehen;-) Wie auch immer… da wir auf menschlicher Ebene noch immer einen Thailandschaden hatten (man wird ständig angequatscht, jeder will einem etwas verkaufen, man wird immer über den Tisch gezogen…), galt am Flughafen Nadi die Devise: Keinem Einheimischen in die Augen gucken und straight zum Bus laufen.
Trotz dieser unschlagbaren Taktik wurden wir dennoch von einer Frau angequatscht und gefragt, ob wir einen Transport bräuchten. Ha, die will uns sicher ne teure Taxifahrt aufquatschen… aber wir sind schlauer, hatten uns im Vorfeld schon ne lokale Busverbindung rausgesucht. Siegessicher erteilten wir der Dame eine Abfuhr und gingen an ihr vorbei…“No no,thank you…we’ll take the bus“. Im Vorbeigehen teilte sie und dann mit, dass wir in die falsche Richtung laufen, wenn wir den Bus nehmen wollen. Oha… letztendlich erklärte sie uns lediglich freundlich den Weg zur Bushaltestelle… sie wollte einfach nur helfen. Das schöne an Vorurteilen ist der Moment in dem man merkt, dass man selbst der Idiot ist. Wahrscheinlich als kleine göttliche Strafe für unsere Vorurteile, verpassten wir dann auch gleich mal unseren Bus… den einzigen, den wir hätten nehmen können… aber der nächste kommt ja schon in weniger als 2 Stunden…primaaaa 🙁 Wir erreicht irgendwann dann doch noch den Ort, an dem sich unsere Hotel befand. Da der Bus nicht vor das Hotel fahren konnte, wurden wir ca. 1 km davor ausgeladen… mitten im Nirgendwo und erhielten eine ganz grobe Wegbeschreibung vom Busfahrer. Es war bereits stockdunkel und die Infrastruktur auf dieser Pazifikinsel entspricht nicht unbedingt unserem gewohnten Standard (=keine Straßenbeleuchtung, keine Straßenschilder etc.). Wir machten uns auf in die Richtung, die uns der Busfahrer sagte. Wir hörten rechts das Meer rauschen und konnten im Mondlicht gerade mal schemenhaft erkennen, ob wir uns noch auf einem begehbaren Weg oder auf Kollisionskurs mir einer Palme befanden und plötzlich näherten sich auch noch zwei Gestalten, kamen vom Strand direkt auf uns zu. Das kann nicht gut sein… noch immer Vorurteile… nix dazugelernt. Deren dunkle Hautfarbe fungierte in der Dunkelheit als super Tarnung… lediglich die Augen und die weißen Zähne reflektierten das Mondlicht. Zwei schwebende Augenpaare mit Grinsemund kamen also direkt auf uns zu. Hoffentlich wollen die nicht unsere Wertsachen am nächsten Tag auf’m Markt anbieten oder so. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein einheimisches Ehepaar handelte, die mit ihrem kleinen Sohn noch einen Abendspaziergang machten. Sie arbeiten in unserem Hotel, hatten ihren freien Abend und begleiteten uns den gesamten Weg und halfen uns mit unserem Gepäck. Werde meine Vorurteile aber trotzdem behalten…so bin ich wenigsten jedes Mal überrascht, wenn ich vom Gegenteil überzeugt werde.
Über die folgenden Tage gibt es aber nicht so viel zu erzählen, denn nach der ganzen Nomadenzeit war nur entspannen angesagt… Pool, Strand, Palmen, fantastisches Essen, viele nette Bekanntschaften und die Erkenntnis, dass ich durchaus als Kinderentertainer tauge… zur Freude der jeweiligen Eltern und zu meiner Freude,da meine Entertainer-Dienste in Cocktails bezahlt wurden. Anfänglich sintflutartige Regenfälle machten Platz für Postkartenwetter und unser Pazifik-Insel-Entspannungs-Programm konnte durchgeführt werden.Lediglich die Hauptstadt Suva ist nicht wirklich eine Reise Wert, ansonsten ist Fiji nur zu empfehlen. Sehr nette Menschen diese Fijianer.

Nach 6 Tagen stand aber schon wieder die Abreise und absolutes Country-Zeitzonen-Hopping an: Sonntag Morgen Korotogo Fiji, Sonntag Nachmittag Auckland Neuseeland, Montag Morgen Sydney Australien, Montag Abend Singapur und zu allem Überfluss kein Drei Wetter Taft zur Hand, verdammt! Es vergingen 22 Stunden vom heraustreten aus der Tür in Auckland bis zum Einzug in unser Hostel in Singapur. Welche lokale Uhrzeit es war, war dann irgendwann auch egal und im Hostel angekommen fielen wir sofort ins Koma, um am folgenden Morgen zu einer eher unchristlich frühen Zeit wieder aufzustehen… Jetlag sei Dank. Dementsprechend früh ging es dann auch los. Wanderstiefel angeschnallt und rein in die Stadt. Singapur ist nicht zu groß und nicht zu klein, optimal um zu Fuß die Stadt zu erkunden. Fazit:Absolut eine Reise wert, lediglich die Temperaturen fordern eine erhöhte Trinkwasserzufuhr aber ja nicht das erste Mal auf dieser Reise.

Für das große Finale haben wir uns dann noch mal für einen innersingapurianischen Locationwechsel entschieden. Vom 6-Bett-Dorm im Hostel ging es ins Marina Bay Sands Hotel. Mein Geburtstagsgeschenk von Julia… mal gespannt wie sie das zum 30ten noch steigern will. Der Skypark mit dem Infinitypool ist der absolute Hammer, ein unglaubliches Gefühl, wenn man im 57. Stock auf die Kante des Gebäudes zuschwimmt, mit der Skyline Singapurs im Hintergrund… durchaus wow. Der Rest des Hotels ist ehrlich gesagt einfach nur ein gigantisches Hotel mit unterirdischer Shoppingmeile, die bevorzugt von asiatischen Mitmenschen invasioniert wird… kein Tageslicht und viele Markengeschäfte… anscheinend eine bevorzugte Konsumumgebung für Mitmenschen des Kontinents Asien. Eine unansehnliche Uhr für 200.000$ hier und ein übertriebener Ring für 14.000$ da… im Keller von Marina Bay kein Problem. Dann noch ein Abstecher ins Kellerkasino und der asiatische Wirtschafts-ankurbelungs-tag scheint perfekt. Wir hingegen waren schon froh über das Geräusch,was der Geldautomat neben dem Gucci Store immer dann macht,wenn er Geld ausspuckt. Jackpot. wir haben es geschafft, denn das war das letzte mal auf dieser Reise, dass wir Geld abheben mussten. Das Vorhaben „Work-and-Travel OHNE work“ ist uns also gelungen. Da unser Flug erst um 23 Uhr singaporasischer Ortszeit ging, testeten wir noch einen weiteren Tag den Super-Pool und das Marina Bay Fitnessstudio… noch mal schnell ne Runde bewegen, bevor es für längere Zeit in eine fliegende Blechdose geht.


Unsere Reise ist doch tatsächlich vorbei und nach 13 mehr oder weniger angenehmen Flugstunden haben wir nun Frankfurt erreicht, soeben wieder deutschen Boden betreten und folgendes verstanden:
Die weite Welt sehen = ein paar tausend Euro.
Begreifen,dass es zu Hause doch immer noch am schönsten ist = unbezahlbar.
Ne quatsch, war nur Spaß… viel zu kalt hier… wir freuen uns euch alle wieder zu sehen aber sobald wieder genügend Geld auf dem Konto ist, gehts wieder los… Reiseplanungen laufen bereits…
In diesem Sinne, bis demnächst.

P.S.: Brauche Job!!! Jemand eine Idee???

P.P.S. :WIR HEIRATEN…nicht. Entgegen einiger Annahmen erfolgte auf unserer Reise kein Heiratsantrag… sorry,sollten nun Wetten geplatzt sein 😉

Update 9 – Neuseeland Südinsel

Nach 3 Stunden auf der Fähre kamen wir auf der Südinsel in Picton an und setzten unsere Fahrt direkt fort, schließlich hatten wir viel vor. Der erste Stop galt der Nahrungsaufnahme und war eine Empfehlung von Stewart… Mussel Pot… ein Restaurant in Havelock, welches man unbedingt besuchen muss, steht man auch nur geringfügig auf diese Schalentiere… oberlecker und gar nicht teuer… ein absolutes must eat!

In jedem Fall mal wieder eine gelungene Abwechslung nach den unzähligen Camping-Nudel-Dinnern der vergangenen Wochen/Monate. Trotzdem fanden diese Teigwaren wundersamer Weise wieder den Weg in unseren Einkaufswagen, als wir uns in Nelson für unsere bevorstehende Kajaktour eindeckten. Auf dem Parkplatz von Pack ‚N Safe (unser Aldi-Ersatz) wollte ich aber noch mal eben das neuseeländische Kfz-Versicherungssystem testen… eine Sache,die mich als gelernten Versicherungsfutzi natürlich brennend interessierte. Ich öffnete die Fahrertür, als sich ein hinterlistiger Windstoß der Tür annahm und diese in den linken Kotflügel des neben uns geparkten Fahrzeugs beförderte (also quasi ja nicht meine Schuld). Die Besitzer waren eher mittelmäßig beeindruckt von dem Schaden und interessierten sich viel mehr für unsere Reiseroute… crazy.

In diesem Fall waren die Beule und der Lackschaden aber auch eher eine Fahrzeugaufwertung. Unser japanischer Panzer blieb unbeschädigt und so ging es weiter nach Marahau… dem Ausgangspunkt unserer Kajaktour im Abel Tasman Nationalpark… 2 Tage Kajak auf dem Meer und anschließend ein Tag Wandern bis zum anderen Ende des Parks. Die Strände sind nur zu Fuß oder per Boot/Kajak zu erreichen, denn es führen keine Straßen durch den Nationalpark. Im Vorfeld machte ich mir einige Gedanken bzgl. meiner Reisebegleitung, da diese teilweise schon ungeahnte Probleme bei der Bedienung eines handelsüblichen Esslöffels offenbarte und nun synchron mit mir übers Meer paddeln sollte… könnte spannend werden.
Am frühen Morgen verstauten wir unseren Campinghausrat in ein Doppelkajak (sehr geräumig), bekamen eine Einweisung und Navigationshinweise und dann ging es los… Julia vorne mit Karte als Navigator, ich hinten mit den Füßen an den Ruderpedalen als Steuermann. Von Marahau ging es nach Anchorage. Eine nette Route, mit einer Passage, die man die „Mad Mile“ nennt… zu Recht… starker Gegenwind und quälende Wellen, gegen die man ankämpfen muss. Bei der Einweisung sagte uns der Guide, dass wir vor dieser Passage noch unbedingt eine Pause einlegen sollten… ok,wird gemacht. Unser Weg führte uns nach einiger Zeit vorbei an einer kleinen Insel, die von Seehunden bewohnt wird… wow… was wir sonst nur hinter Glasscheiben aus dem Zoo kannten, schwamm plötzlich nur knapp 1 Meter von unserem Kajak entfernt in der Morgensonne… absolut beeindruckend! Weiter ging es Richtung Mittagspausen-Beach vor der Mad Mile. Trotz einer mir bereits mehrmals demonstrierten Links-Rechts-Schwäche bei der Straßennavigation, vertraute ich meiner vor mir sitzenden Navigatöse blind. Schwerer Fehler, denn ohne Pause ging es auf die Mad Mile… „ne ne, dat is die nich, die kommt erst da hinten“. Der Wind wurde immer stärker, die Wellen höher und Julias Paddelschläge glichen immer mehr den Rührbewegungen in einer versalzenen Nudelsuppe… wenn ihr Paddel überhaupt noch mit Wasser in Berührung kam (im Gegensatz zur Luftgitarre eine bislang eher unbekannte Disziplin). Ein später am Strand „aus Versehen“ erfolgter Paddelschlag in mein Gesicht blieb daher auch ohne Folgen für meine Kauleiste, weil Julia genauso zuschlägt, wie sie paddelte. Die ganze Arbeit blieb also an mir hängen… wie immer natürlich… und eine Paddelpause meinerseits kam bei der Gegenwind-Wellen-Kombination einer Vollbremsung gleich. Nach einer nicht nur gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich einen Strand und stellten fest, dass wir die Mad Mile unwissend hinter uns gebracht hatten. Diese Tatsache nahm Julia zum Anlass für folgenden Satz: „War ja gar nicht so heftig die Mad Mile“… grrrr… aufkommende Folterbilder wurden schnell wieder in einer dunklen Gedankenschublade versteckt und ich bildete mir ein, Ironie rausgehört zu haben. So konnte es dann mit einem neben uns schwimmenden Pinguin weiter nach Anchorage gehen. Nach einem netten Zeltabend mit noch netteren Leuten ging es dann am nächsten Tag auf die zweite Kajak-Etappe… wieder mit leichter Navigationsinkompetenz, aber keinen bösen Folgen. Erneut konnten wir Seehunde beim Guten-Morgen-Schwimmen beobachten und erreichten zügig Onetahuti Beach. Neben unserem Zelt gab es lediglich nur noch zwei weitere… ansonsten nur Wald und Strand. Am nächsten Morgen wurde im Sonnenaufgang am Strand gefrühstückt und dann ging es zu Fuß auf die letzte Etappe bis nach Totanui, wo uns ein Wassertaxi einsammelte und zurück nach Marahau brachte. Ein absolut genialer Trip… zur Nachahmung empfohlen!

Da wir nun schon die verschiedensten Fortbewegungsmittel (Flugzeug, normales Auto, Camper, Zug, ausgewachsener Bus, Minibus, Jeep, Roller, Kleines Boot, großes Schiff, Kajak, Surfbrett) auf unserer Reise genutzt hatten, wurde es für unser nächstes Ziel Zeit für etwas neues… und so nahmen wir kurzerhand ganz Rooooobert-Geiß-Like nen Heli, der uns auf dem Franz-Josef Gletscher absetzte. Spikes wurden unter die Schuhe geschnallt und dann führte uns ein Guide 3 Stunden über den Gletscher. Wir robbten durch lange Eistunnel und zwängten uns durch schmale Gletscherspalten. Platzangst wäre in dieser Situation durchaus ein Grund gewesen, freiwillig vom Ableben gebrauch zu machen. Damit hatten wir zum Glück kein Problem und so wurde dieser Tag auf diesem Rieseneiswürfel ein weiteres umwerfendes Ereignis, was unsere Kinder wahrscheinlich in dieser Form nicht mehr erleben können (wegen der bösen Klimaerwärmung). Aber als Kind kann man halt nicht alles haben, die erste Mondlandung hab ich schließlich auch nicht miterleben dürfen und 1990 musste ich nach der ersten Halbzeit ins Bett. Wie auch immer, nachdem uns der Heli wieder im Tal absetzte ließen wir den Abend noch in den Glacier Hot Pools ausklingen. Dank einer Spende von René Krause ist dieser ausschweifende Lebensstil überhaupt erst möglich…DANKE 🙂 Fazit: Muss dringend eine Fluglizenz für Helikopter machen! Wer kennt eine gute Flugschule, in der man die Lizenzgebühren abarbeiten kann, anstatt zu bezahlen?

Unser Weg führte uns weiter nach Wanaka und Cardrona, wo wir das Haus von weiteren Bekannten benutzen durften. Diese waren zwar selbst gar nicht da, ließen uns aber zusammen mit ihren House-Sittern in ihrem Haus residieren. Ein Traumhaus inmitten einer tollen Landschaft und mit zwei Hunden. Das Gassi gehen hatte etwas von einem Computerspiel, denn beide Hunde hatten ein GPS-Halsband und über einen Empfänger konnte man nicht nur sehen wo die beiden sich gerade aufhalten, sondern auch ob sie gerade rennen, stehen, klettern, buddeln, Schach spielen etc.
Fazit:Brauche auch sowas… und einen Hund, denn Julia trägt ungern ein Halsband glaub ich?!

Nach zwei Tagen Wanaka/Cardrona ging es nach Queenstown, der Hauptstadt der Verrückten. Hier werden alle Arten von Extremsportarten angeboten, die einen seinem Schöpfer durchaus ein Stück näher bringen. Wir entschieden uns am ersten Tag für den Shotover Jet (kann man sich mal bei YouTube anschauen). Mit einem Jetboot durch einen engen Canyon knapp an den Felsen vorbeizurasen klingt spannend… ist es auch… ist im Verhältnis aber zu teuer als das wir es unbedingt weiterempfehlen würden.


Am nächsten Tag wurde das Preis-Leistungs-Verhältnis wieder zurechtgerückt und wir liehen uns Mountainbikes. Auf Wunsch meiner Begleiterin wurde das Extrem-Downhill-Programm gestrichen und eine etwas lebensfreundlichere Route gewählt… von Queenstown in die Berge zum Moke Lake und zurück. Für mich als alten Mountainbike-Profi ja kein Problem. Für das Bergaufstück nahmen wir einen Mountainbike-Single-Trail quer durch den Wald, der den alten Profi schon fast seine ganze Puste kostete.
Oben am See angekommen wurde aber schnell klar,dass sich die Anstrengung gelohnt hat.
Der Rückweg war eine Mischung aus Kuhslalom und steilen Bergabpassagen…und so kam ich doch noch zu meinem Downhill-Spaß. Julia war irgendwann weit abgeschlagen hinter mir und verpasste damit leider einen atemberaubenden Stunt von mir… einen Superman Seatgrap, gefolgt von einem Handstand auf dem Lenker den ich mit einem gestandenen Salto über den Lenker beendete. So meine offizielle Version. Eine andere Version wäre: Auf zu steilem und losem Untergrund mit Schwung die Kontrolle verloren, gegen einen Großen Stein gefahren, einen 2 Meter Salto gemacht und im zum Glück weichen Gebüsch gelandet. Wer diese Version erzählt lügt jedoch… bleibe bei der ersten Variante, klingt einfach cooler.
Fazit:Mehr ALT als Profi.


Wie auch immer… wir hatten uns nach 7 Stunden Mountainbike Ride einen Ferg Berger verdient… den mit Abstand besten Burger unseres Sonnensystems.


Nächster Highlight-Stop war Milford Sound, ein gigantischer Fjord, den wir trotz 99%iger Regenwahrscheinlichkeit in dieser Gegend bei Sonnenschein per Boot befahren konnten. Mal wieder sehr beeindruckend.

Beeindruckend waren sicher auch
unsere Gesichter die wir machten, als wir nach der Bootstour versuchten unseren Camper zu starten… Batterie leer, weil ein gewisse Person namens Sulia Jimon (Name von der Redaktion geändert) das Licht angelassen hatte. Anstatt an einem wunderschönen Fluß zu schlafen (wie eigentlich vorgesehen), übernachteten wir am A**** der Welt auf einem Parkplatz,weil alle Überbrückungsversuche scheiterten. Erst am nächsten Tag konnte uns ein Mechaniker helfen. Es können Tips abgegeben werden, warum alle Versuche mit verschiedenen Überbrückungskabeln und verschiedenen Batterien scheiterten… ich werds versuchen zu verdrängen… zu peinlich.


Mit dem wieder fahrbereiten Camper ging es dann jedenfalls auf den Rückweg über Dunedin und Christchurch. Ein wieder unglaubliches Erlebnis gab es dann noch in Kaikoura, wo wir direkt an der Küste schliefen und am nächsten Morgen quasi in einer Szene eines National Geographic Films aufwachten… Sonnenaufgang, Robben direkt neben unserem Camper und unzählige Delfine vor uns im Wasser… unbeschreiblich.

Eine Maorifrisur gabs an diesem Morgen auch noch für mich und jetzt sind wir mittlerweile schon wieder zurück in Auckland.
In wenigen Stunden geht unser Flug nach Fiji und wir sind wirklich traurig Neuseeland zu verlassen aber Fiji soll ja auch ganz nett sein 😉

Update 8 – Neuseeland Nordinsel

Wir sind in Neuseeland… bereits seit 3 Wochen!! Es ist eigentlich unmöglich, zeitnahe Updates zu schreiben, da hier dafür prinzipiell die Zeit fehlt… im positiven Sinne, denn in NZ gibt es unverschämt viel zu erleben. Aus Zeilen-spar-Gründen versuche ich mich auf die absoluten Highlights der vergangenen Wochen zu beschränken… was nicht so einfach ist, denn eigentlich ist das ganze Land ein Highlight.
Nach unserer Ankunft in Auckland galt es erst mal, den Klimaschock zu überwinden. Nach teils unerträglicher Hitze in Australien kamen uns eigentlich angenehme 25*C fast kalt vor (Mitleid bitte!). Wir hatten das große Glück, die ersten 3 Neuseeland-Tage bei Bekannten (Jan & Stewart) unterzukommen. Nach vielen Campertagen eine wunderschöne Abwechslung, zumal wir außerordentlich bemuttert wurden plus einer riesigen Dusche, ein bequemes Bett, Barbecue, Dessert, Pool, 3D-Fernseher, Eis (!)…das volle Programm eben. Als ich jedoch erwähnte, dass uns diese Art der Gastfreundschaft dazu bewegen könnte, noch viele weitere Tage zu bleiben, wurde wir kurzerhand von Jan & Stewart „rausgeschmissen“ und „mussten“ nach Abholung unseres Campers doch tatsächlich für zwei Tage deren Beachhouse in Pauanui bewohnen… unverschämt (Memo an mich selbst: Als Gast öfter mal damit drohen, nicht mehr gehen zu wollen!). Pauanui ist ein nettes Örtchen, wo einige wohlhabende Menschen mit dem eigenen Flugzeug anreisen, mit der Yacht direkt an der Villa parken und am Abend Kunstflug geprobt wird. Wir hatten also jeden Abend eine private Kunstflugshow, die wir beim Spülen aus dem Küchenfenster verfolgen konnten. Hätten wir dies zu Hause, dann könnten wir die Spülmaschine abschaffen… ham wa aba nich… Spülmaschine bleibt also wo sie ist!
Auch eine Reise Wert ist das Städtchen Rotorua…solange man sich nicht zu sehr mit der Tatsache beschäftigt, dass einige Teile dieser Stadt quasi auf eine riesige Gas-/Dampfblase gebaut wurden. Kochende Thermalquellen lassen vielerorts heißen Dampf aufsteigen und verbreiten intensiven Schwefelgeruch. Kritik an der Reisebegleitung ist deshalb meist unangebracht, denn „das war ich nicht, das kommt aus der Erde“ entspricht in der Regel der Wahrheit. Funktioniert ggf. aber auch als Ausrede. Im Thermal Village Tewhakarewarewatangaoteopetauaawahiao (kein Schreibdurchfall,sondern der echte Ortsname) ließen wir uns dann von Maoris zeigen, wie man diese Naturgewalt positiv für sich nutzen kann. Überzeugte mich für meinen Alltag aber nur mittelmäßig, ich schwör weiterhin auf Durchlauferhitzer, Stadtwerke Düsseldorf und Backofen… dennoch beeindruckend… und den Haka Dance gab’s auch noch obendrauf.
Um bei Naturgewalten zu bleiben ging es vorbei am Lake Taupo weiter ins Vulkangebiet zum Mount Tongariro und Mount Ruapehu. Ein erst kürzlich erfolgter Ausbruch macht dieses Gebiet zu einem durchaus spannenden Hiking-Spot, wo Schilder einen vor fliegenden Steinen warnen… sehr beruhigend. Aufstehen um 5 Uhr in Frostkälte und im Sonnenaufgang rauf auf den Tongariro zum Red Crater und den Emerald Lakes (Tongariro Alpine Crossing)… wow… aber man sollte aufpassen, wo man sich zur Mittagspause hinsetzt, denn manche Steine sind tatsächlich heiß (Merke: aktiver Vulkan = heiß… aha). Aufpassen sollte man auch auf jeden Schritt den man tut. Zu Fotozwecken entfernte ich mich etwas vom eigentlichen Weg mit den Worten:“Meinst du man kann hier einfach mal so vom Weg…“, rutschte von einem losen Stein ab bevor ich den Satz beenden konnte und legte eine spektakuläre Bruchlandung hin. Zum Glück war Julia bei mir… sonst wär nämlich niemand da gewesen, um mich auszulachen. Nachdem sie ihren mehrminütigen Lachanfall beendet und sich die Lachtränen weggewischt hatte, erkundigte sie sich nach meiner Gesundheit, um im Anschluss wieder einen Lachanfall zu bekommen. Bin mir sicher, dass es ein Zeichen des Mitgefühls sein sollte. Aber egal… ein echter harter Mann kennt keinen Schmerz, er klebt sich Kinderpflaster mit Tiermotiven auf die Wunden und läuft weiter. Dieser Weg war es wert gewandert zu werden, aber nach 8 Stunden am Berg war meine Kondition dahin. Meine Laune folgte dann der Kondition, als mich kurz vor Schluss noch ein Mann überholte, der locker mein Opa hätte sein können (er muss eine Abkürzung genommen haben…oder vermutlich eine Rolltreppe!!!). Da Laufen am Folgetag aufgrund physischer Defizite keine Option für unsere Fortbewegung darstellte, entschieden wir uns für einen etwas längeren Autofahrtag und fuhren durch bis ans südliche Ende der Nordinsel… in die Hauptstadt Wellington. Die Fahrstrecken zwischen unseren Haltestelle waren zwar nicht unbedingt kurz, im Gegensatz zu Australien aber durchgängig wunderschön, sodass einem die Fahrt nicht so lang vorkam und man nicht den Drang verspürte, sich für 2-3 Stunden dem Spontanschlaf zu widmen… besonders für den Fahrer nicht ganz unwichtig und letztendlich für uns beide von gesundheitlichem Vorteil.
Nach einer Nacht in der Hauptstadt nahmen wir die erste Fähre auf die Südinsel…

P.S.: Brauche neue Wanderschuhe,die jetzigen sind zu langsam!

 

Bei Jan & Steward zu Hause:

Unser neuer Camper:

 

Auckland:

 

Tongariro Crossing:

Belohnung nach fast 20km wandern: